K. Fuchs: Chur. Historischer Städteatlas der Schweiz

Cover
Titel
Chur.


Autor(en)
Fuchs, Karin
Herausgeber
; Institut für Kulturforschung Graubünden und vom Kuratorium Historischer Städteatlas der Schweiz
Reihe
Historischer Städteatlas der Schweiz – Atlas historique des villes suisses – Atlante storico delle Città svizzere 5
Erschienen
Zürich 2011: Chronos Verlag
Anzahl Seiten
120 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Adolf Collenberg

In der Reihe «Historischer Städteatlas der Schweiz» kommt nach den Kleinstädten Frauenfeld, Neunkirch, Weesen und Liestal mit dem Band «Chur» ein anderer Stadttyp zur Darstellung: Eine Stadt im Gebirge mit der längsten Siedlungsgeschichte der Schweiz (ab 11 000 bis 10 000 v.Chr.), seit je im Fadenkreuz wichtiger Alpenpässe, mit einer seit der Römerzeit (Raetia prima resp. secunda) bedeutenden Geschichte als weltliches und – als Bischofssitz seit der spätrömischen Zeit um 400/450 – geistliches Zentrum. Chur ist eine (ehemalige) Kleinstadt, eine ökonomische Drehscheibe, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts Hauptstadt des Kantons Graubünden wurde und sich im 20. Jahrhundert rasant zu einer mittelgrossen Stadt mit heute fast 34 000 Einwohnern entwickelt hat.

Die vorliegende Studie zeichnet die bauliche Entwicklung dieses Zentrums nach, und zwar erstmals in einer darauf fokussierten Kombination von Karten, Plänen, Ansichten und Fotos. Wachstumsphasenkarten 1:2500 (bis frühe Neuzeit) resp. Originalpläne (1:15 000) als Grundlage für Schnitte um 1900, 1950, 2007 visualisieren die Siedlungsentwicklung von den urgeschichtlichen Anfängen im Welschdörfli bis zur Gegenwart. Thematische Karten halten unter anderem das Verschwinden der Stallbauten zwischen 1823 und 1910 fest und die Bebauung entlang der Plessur.

Archäologische Funde, Befunde und Bauuntersuchungen werden im Atlas ebenso berücksichtigt wie Archivquellen und statistische Daten. Diese Informationen finden sich auf den 84 Seiten des Kommentars, der als Beiheft die Karten begleitet. Die Kommentare können als Stadtgeschichte im Überblick oder als erweiternde Erläuterung zu den Karten gelesen werden. Sie behandeln und visualisieren verschiedene Aspekte wie zum Beispiel die älteste kirchliche Topografie von St. Stephan / St. Luzi, die Feinstruktur des städtischen Raumes vom 13. bis 15. Jahrhundert. Kolorierte Holzschnitte von Johannes Stumpf (1548) und Sebastian Münster (1550), das Knillenburger Prospekt (1640), Fotos ältester Häuser und Plätze sowie Kupferstiche kommen für das 15.–18. Jahrhundert zum Zuge. Ab dem 19. Saeculum stehen vermehrt Grundrisspläne (Süsswinkel, Planaterra), Lithografien und Postkarten zur Verfügung. Die städtischen Richtpläne veranschaulichen die explosive Entwicklung der Stadt im vergangenen Jahrhundert und die Entstehung der modernen Skyline mit ihren Türmen im Lacuna-Quartier und (im Endausbau) am südlichen Eingang der Stadt.

Wem ist das Werk zugedacht? Es ist Pflichtlektüre für alle, die sich mit historischem Städtebau und städtischer Entwicklung beschäftigen, das heisst in erster Linie Historiker, Archäologen und Denkmalpfleger. Dies geht schon aus den beteiligten Instanzen hervor. Der Historische Städteatlas Chur entstand nämlich in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hans Rudolf Egli (Geographisches Institut der Universität Bern), Bosch & Heim Architekten (Chur), dem Archäologischen Dienst Graubünden, der Denkmalpflege Graubünden, dem Stadtarchiv Chur, dem Tiefbau- und Vermessungsamt der Stadt Chur und der Abteilung Planung des Hochbauamts der Stadt Chur. Und die Reihe «Historischer Städteatlas der Schweiz» ist Teil eines internationalen Projekts und orientiert sich deshalb streng an den von der Internationalen Kommission für Stadtgeschichte entwickelten Grundsätzen der Darstellung. Dadurch ist die Vergleichbarkeit mit den Entwicklungen in anderen städtischen Siedlungen (europaweit) gewährleistet. Die Lektüre des Werkes ist auch allen jenen zu empfehlen, die ein – trotz streng wissenschaftlicher Haltung – leicht lesbares und das Auge erfreuendes Werk über Chur geniessen möchten. Personen- und Sachregister ermöglichen einen selektiven Zugriff auf die Inhalte und die umfangreiche Bibliografie und die Anmerkungen weisen den Fachleuten den Weg zu den Quellen und zur Vertiefung einzelner Aspekte.

Zitierweise:
Adolf Collenberg: Rezension zu: Karin Fuchs: Chur. Historischer Städteatlas der Schweiz – Atlas historique des villes suisses – Atlante storico delle Città svizzere, Band 5. Zürich, Chronos-Verlag, 2011. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte Vol. 62 Nr. 2, 2012, S. 341-342

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte Vol. 62 Nr. 2, 2012, S. 341-342

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